Oberflächlich an der Perfektion kratzen

Neben all den Eigenschaften die ich an den Menschen verachte ist Oberflächlichkeit für mich eine der Verabscheuungswürdigsten.
Ich unterteile da mal in zwei „Arten“:

1.)Die Oberflächlichkeit bezogen auf subjektiv wahrgenommene Charaktere
Gut damit ist nichts Falsch, das ist normal. Jeder verbringt lieber Zeit mit Leuten die einen positiven Eindruck für einen selbst hinterlassen. Jeder Mensch ist oberflächlich, wenn es darum geht sich mit anderen Menschen anzufreunden, und auch in allen anderen Punkten. Man sucht sich doch immer das heraus was einem gefällt.
Der Mensch kann sich seine Mitmenschen anscheinend ganz gut aussortieren, und wenn dem nicht so ist macht das auch nichts, weil das was wir nicht ausprobieren können wir auch nicht verpassen und vermissen.
Das gute daran ist, dass das rein subjektive Oberflächlichkeit ist. Den Typ den ich scheiße finde, den findet jemand anderes gut und das Mädchen das ich toll finde findet ein anderer wiederum nicht so toll. So hat (irgendwann) immer jemanden.

2.)Die Oberflächlichkeit bezogen auf eine objektive wahrgenommene Welt
Auch wenn ich meine dass es nicht wirklich Objektivität gibt meine ich mit dieser Welt all die Objekte, die das was sie wahrnehmen nicht so verarbeiten wie wir, sprich alles was sich nicht Mensch nennt (gut, man könnte vielleicht alle Dinge zu denen man sich verbunden fühlt, wie z. B. Haustieren oder bestimmten wichtigen Gegenständen noch zu Punkt 1 zählen). Dazu gehört auch von Menschen geschaffenes Gut, Kunst, Filme, Bücher einfach alles. Ich meine alles was nicht Mensch ist, hat eine Schönheit, die viel zu vielen Menschen verschlossen bleibt.
Alles geht mit so einer Verschlossenheit durchs Leben, alles ist so voreingenommen. Diese Voreingenommenheit äußert sich dadurch, dass alles als Perfekt abgestempelt wird, einfach so hingenommen wird, nicht weiter zu beachten da alles schon so gut ist wie es ist. Ich bezweifle, dass viele Menschen sich ein Blatt ansehen, die feinen Äderchen betrachten, dass ihnen die unterschiedlichen Grüntöne auffallen und sagen: „Ja, das ist wirklich schön.“
Nein, die Leute gehen an durch die Welt, sehen Blätter als Teile von Bäumen und Bäume als Teile von Wäldern. Warum ist das so? Ist das den Leuten peinlich? Schämen sich Leute sich selbst gegenüber, wenn sie mal ihre Gedanken von ihrem grauen vom Internet trist gemachten Alltag losreißen und über schöne Details der Welt schweifen zu lassen, weil das nicht normal ist? Viele Leute kommen nicht mehr mit Ruhe zurecht. Stille ist so etwas Schönes. Warum? Weil alle stets auf Kommunikation bedacht sind. Immer muss man alles sofort teilen und kann den Moment nicht für sich selbst alleine behalten. Das ist traurig.
Genauso ist es mit Musik. Warum mögen Leute keine klassische Musik? Weil sie erwarten, dass die Perfektion zu ihnen kommt und sie nicht suchen müssen.
Wenn man diese Perfektion aber sucht, dann kommt man ihr näher. Bei Mozart bei Brahms bei Beethoven bei wem auch immer ist man der Perfektion immer näher als bei dem Scheiß der in den Charts läuft. Und auch deswegen ist Chartmusik so populär. Weil alles gleich klingt, weil alles gleich „perfekt“ ist. Wenn man in einem von diesen Liedern nach Details sucht wird einem auffallen dass sich alles irgendwie ähnelt (natürlich gibt es Ausnahmen). Diese Musik ist so anspruchslos, wird aber von vielen als Norm genommen und übermannt so andere Genres, wie zum Beispiel Metal. Gut es muss einem wirklich nicht gefallen aber man könnte doch ohne Vorurteile sagen dass das einem nicht gefällt, und nicht behaupten, dass bei einem Song durch geschrien wird, alle lange Haare haben und die Texte anspruchslos sind. Nein, bei den meisten Subgenres des Metal wird nicht durch geschrien, es gibt auch clean Parts. Nein, es haben nicht alle lange Haare und sehen aus wie Wikinger, das gibt es meistens bei Deathcore und ähnlichem und doch, die Texte sind anspruchsvoll, zumindest als anspruchsvoller als ein Beat der 4 Minuten durchgehend geloopt wird.
Es ist wichtig, zuerst auf die Materie einzugehen und dann erst zu urteilen und nicht sofort mit Vorurteilen herumzuwerfen, nur weil das die Anderen auch sagen.
Wo bleibt die Individualität, wo die eigene Meinung?




Oberflächlichkeit ist, wenn man nicht auf Details achtet, und so nicht merkt, dass es an allem etwas Gutes und etwas Schlechtes gibt. So bleibt einem verborgen, dass Perfektion gar nicht existiert.

1 Kommentar :

Katharina hat gesagt…

Wow, deine Texte sind jedes mal aufs neue echt toll zu lesen! :o Du sprichst teilweise einfach genau meine Gedanken au und ich fühle mich jedes mal verstanden :o Ich lese deine Texte und kann noch Stunden danach weiter darüber nachdenken :o Ich hoffe du wirst ganz lange noch ganz viel weiter schreiben ! :)

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