Wohnungsgebundene Unabhängigkeit

Ich kann gar nicht beschreiben wie sehr ich Neuanfänge liebe. Mit Neuanfang meine ich ein Ereignis das etwas Neues mit sich bringt oder etwas Altes verändert und, und das ist wichtig, von dem ich weiß dass es auf mich zukommt. Wenn ich mich auf etwas vorbereiten kann (sprich: ewig darüber nachdenken) dann liebe ich Neuanfänge. Dabei ist es egal ob eine kleine Veränderung wie neues Gewand oder eine größere wie ein Umzug. Was ich daran wirklich so sehr mag ist die Phase davor, vor der eigentlichen Veränderung, vor dem Ereignis. Das Grübeln und spielen mit der Fantasie. Die Euphorie. Jede Veränderung (Todesfälle etc. ausgeschlossen) bringt Euphorie mit sich. Euphorie ist wie eine andere Welt für mich, in diesem Zustand bin ich so sehr auf eine Sache konzentriert, dass ich nichts um mich herum mitbekomme. Wenn ich meiner liebsten Sucht, dem Onlineshopping, nachgehe, muss ich Entscheidungen treffen. Und das fällt mir schwer. Das ist toll, dieses hin und her. Treffe ich eine Entscheidung überdenke ich sie einige Male, verwerfe sie und suche mir etwas anderes. Wie ein Spiel. Ich bin an eine gewisse Summe Geld gebunden und so muss ich die Artikel die ich haben möchte so in diesen Rahmen stapeln, dass ich zufrieden bin. Das heißt ich muss auf Dinge verzichten und die Auswählen, die ich nicht enbehren kann. Das ist wie eine Geburt, ein Prozess, nur da um das perfekte Paket Kleidung aus der Vagina des Internets zu pressen. Und das benötigt Zeit, meistens mehrere Tage, die ich vom „Kreißsaal Internet“ im Gegensatz zum „Kreißsaal Geschäft“ bekomme. Zudem gibt es im Internet mehr unterschiedliche Arme, Beine, Augen und andere Körperteile um den perfekten Fötus zusammenzustellen. Wow, ich wollte irgendwie einen ernsteren Artikel schreiben und jetzt tausche ich Kleidungsstücke mit Körperteilen aus. Abgefuckte Scheiße, naja ich hab auch wirklich viel über Sachen von Belang, wie eben Shopping, zu sagen. Nun gut, weiter im Text. Nicht nur materielle Dinge wie Kleidung versetzen mich in einen Zustand vollkommener Euphorie, nein auch Dinge wie ein Umzug beschäftigen mich mehr als nötig. Bei dem bevorstehenden 18. (!) Umzug in meinem Leben wird sich mehr verändern als bei den letzten 17, denn ich ziehe in meine eigene Wohnung. Davon träume ich schon seit irgendwann, was weiß ich, vielleicht seit nem Jahr. Gut, es ist nicht der Umzug der mich fantasieren lässt wie ein größenwahnsinniger Irrer, der ich ja durch und durch bin, nein, es ist ein weiteres einschneidendes Erlebnis aus meinem bedeutsamen Leben. Und zwar war das vor einem Jahr, und zwar als ich ein paar Tage alleine zuhause war. Jap das war's auch schon. Das eine unbedeutsame Ereignis hat eine Reihe von tollen Gedanken in Gang gesetzt. (Und jetzt stelle man sich mal vor wie meine Fantasie reagiert, wenn's mal mit nem Mädchen gut läuft lol.) Durch die gewonnene Freiheit meinen Tagesablauf unabhängig von dem meines Vaters selbst zu bestimmen hat jede Tätigkeit die während den paar Tagen zu erledigen war immens an Wert gewonnen. 
Tee trinken am Balkon, dazu Musik, dreimal am Tag duschen, mein Zimmer aufräumen, in der Küche auf der Anrichte sitzen, durch die Wohnung tanzen, vorzugsweise auch mal nackt. Das sind so normale Dinge, aber mit dieser Unabhängigkeit versüßt sind sie Gold wert. In meiner Wohnung werde ich meine eigene Ordnung haben, mein Gewand nach Farben (schwarz/weiß) und der Tee nach Geschmack sortiert. Ich werde jeden Tag gerne aufstehen, weil ich es selbstständig tue. Ich werde nachts in die Küche gehen können, ohne darauf achten zu müssen, ob ich jemanden aufwecke. Ich werde meinen eigenen Balkon haben, mit einem Baum direkt davor. Vielleicht werde ich mir wieder eine Katze zulegen. Das wäre dann unsere Wohnung. Als Team sozusagen. Die Katze und mein Bruder und ich. Und sollte es irgendwann mal soweit sein, dann könnte ich mit (m)einem Mädchen um 3 Uhr morgens in der Küche stehen, wir könnten uns in den Armen haltend sanft durch den Raum tänzelnd der Stille der Nacht lauschen und [Katzenname] könnte sich zwischen unseren Beinen durchschlängeln, den Kopf an mich drücken und schnurren. Oh wie perfekt das wäre. Ich werde duschen können wann es mir beliebt. Wie ich mich darauf freue. 
Euphorisch hab ich schon x-Male in meinem Kopf mein eigenes Heim eingerichtet, ich kann es kaum erwarten es wirklich zu tun.

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